28. April 2022 | Menschen
28. April 2022 | Menschen
Thomas Hickert hat viel Energie. Und eine Mission: Als wissbegieriger Mensch will er die Freude für lebenslanges Lernen weitergeben – als Head Integrated Talent Management bei Zurich und als Vorstandsmitglied beim VBV. Im Gespräch erzählt er, wieso eine proaktive, agile Haltung gerade im Verband unabdingbar ist und warum seine Eltern seinetwegen den Keller renovieren lassen mussten.
Was fasziniert Sie am HR-Bereich?
Das Offensichtlichste ist die Freude, mit Menschen für Menschen zu arbeiten, dabei die Unternehmens- und Mitarbeiterbedürfnisse in Einklang zu bringen und so ganz direkt die Zukunft der Firma und der Mitarbeitenden zu prägen. Dabei kommt mir als offener und neugieriger Mensch die unglaubliche Vielfalt der Themen im HR natürlich sehr entgegen.
Und ganz nebenbei gab es nie einen spannenderen Zeitpunkt als jetzt, um im HR zu arbeiten. Während sich früher HR eher über Verwaltungsarbeiten und Organisation ausgezeichnet hat, stellen sich heute ganz andere Erwartungen. Denken wir nur an die Auswirkungen von Covid-19 auf die Arbeitswelt. Es gab mehr «Was passiert denn jetzt hier ?»-Momente, als wir in einer ganzen Karriere vernünftigerweise erwarten könnten. Innerhalb weniger Wochen und Monate ist bezüglich der Zukunft der Arbeit gefühlt ein ganzes Jahrzehnt passiert. Megatrends wie Globalisierung, Technologie oder Demografie werden unsere Zukunft in hohem Masse beeinflussen.
Erwartungshaltungen von Kunden, aber auch von Arbeitnehmenden verändern sich radikal. Hohe Servicequalität, Schnelligkeit, Einfachheit, Personalisierung werden zu Selbstverständlichkeiten. Hier haben wir als HR eine sehr zentrale Rolle. Denn wir helfen unserem Unternehmen und unserer Belegschaft, sich auf diese Chancen vorzubereiten. Und hier bin ich genau richtig. Denn meine Passion gilt den Menschen und ihrer Entwicklung und der Frage, wie wir als Organisation und Gesellschaft die Chancen der Zukunft nutzen können.
Was war Ihr erster Traumberuf als Kind?
Ich war schon immer wissbegierig und hatte vor, Erfinder oder Forscher zu werden. Ich wollte immer wissen, wie die Dinge funktionieren. So fand ich es z.B. ausserordentlich spannend, wie ein Radioapparat von innen aussieht, wie er funktioniert und welche Elemente dabei in Verbindung stehen. Meine Energie richtete sich dabei auf das Auseinandernehmen der Geräte. Beim Zusammensetzen verliess mich meist die Geduld, was mit einem Berg von Elektroschrott endete. Auch hatte ich mir ein Chemielabor im Keller meiner Eltern eingerichtet. Das wurde mir dann aber verboten, als ein Experiment eine kleinere Renovation des Kellers zur Folge hatte.
Warum ist Weiterbildung unverzichtbar?
Wie ausgeführt verändern sich die Gesellschaft und die Wirtschaft kontinuierlich und unaufhaltsam. Weiterbildung ist für mich ein Teil von lebenslangem Lernen und unabdingbar, um als Arbeitnehmer wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Veränderungen werden immer rascher, und die Weiterentwicklung der Technologie fordert uns alle heraus. Die Informationsgesellschaft benötigt deutlich mehr geistige Fähigkeiten als körperliche. Halte ich mich also à jour, habe ich nicht nur mehr Arbeitsmarktchancen, sondern bestimme meine berufliche Zukunft vermehrt selber, habe Spass im Job (weil sinnvolle Tätigkeiten), bin gefragt als Arbeitnehmer, Kollege, Persönlichkeit.
Ergänzen sich Ihre Freizeitaktivitäten mit der Arbeit? Wenn ja, wie?
Als mein Sohn vor langer Zeit in unserem Dorfclub mit Fussball beginnen wollte, wurde ich als Trainer angefragt. Das habe ich dann viele Jahre gemacht weil es mir Freude macht, junge Menschen für Bewegung zu begeistern, Teamgeist zu fördern und gemeinsam Erfolgserlebnisse zu feiern. Anderen zu helfen ihr Potential auszuschöpfen hat mich schon immer erfüllt. Und wenn sie dabei von meiner Erfahrung profitieren können, umso besser. Denn nichts ist für mich befriedigender als zu sehen, wie andere Menschen wachsen. Das zieht sich schon mein ganzes privates wie auch berufliches Leben hin. Auch in meiner jetzigen Funktion als Head Integrated Talent Management bin ich genau in diesen Themen drin. Das individuelle Potential erkennen, fordern und fördern, damit Leistung ermöglichen und Motivation steigern.
Welches ist Ihr Hauptanliegen für den VBV?
Eine agile und engagierte proaktive Haltung, um die fortlaufenden dynamischen Entwicklungen der Industrie mit ihren Aus- und Weiterbildungsangeboten abzudecken und damit einen wesentlichen Beitrag zu leistet, der Branche die Skills der Zukunft sicherzustellen. Was mir am VBV besonders gut gefällt ist der hohe Bezug zur gesamten Versicherungsbranche. Von der Praxis für die Praxis. Dieser Grundsatz ist einer der Erfolgsfaktoren, welchem wir auch in Zukunft Sorge tragen müssen.
Was erwarten Sie von der laufenden Reform «Kaufleute 2022»?
Dass sie die Bedürfnisse der Wirtschaft widerspiegelt und die Anschlussfähigkeit sicherstellt und damit die Zukunft der Jugendlichen positiv beeinflusst und sie bestmöglich darauf vorbereitet. Das KV soll und wird weiterhin ein wesentlicher und sehr attraktiver Pfeiler unseres dualen Bildungssystems sein. Deshalb ist es mir wichtig, dass das KV weiterhin eine praktikable Grundausbildung darstellt und die Auszubildenden bestmöglich auf die realen Herausforderungen der Wirtschaft und ihrer Branchen vorbereitet.