03. Februar 2022
03. Februar 2022
Im Oktober 2021 hat der Berufsbildungsverband der Versicherungswirtschaft VBV eine Umfrage bei den in Cicero registrierten gebundenen und ungebundenen Vermittler/-innen und Generalagenten lanciert und die Einschätzungen der grossen Gesellschaften abgeholt. Ziel war es, ein aussagekräftiges Feedback über die bisherigen Erfahrungen mit der seit 2015 praktizierten Einrichtung der Weiterbildungsnachweise und Impulse zu deren künftiger Gestaltung zu gewinnen. Dies mit Blick auf die anstehende Teilrevision des Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG), welche von den Branchen Anpassungen bei der Aus- und Weiterbildungspflicht erfordert.
Eingeladen waren ca. 10'000 Vermittler/-innen und 340 Generalagenturen, aktiv beteiligt haben sich insgesamt über 2500 Vermittlerinnen und Vermittler und 111 Generalagenten sowie die grossen Versicherungsgesellschaften als Arbeitgeber bzw. Auftraggeber.
Die Ergebnisse spiegeln das sehr heterogene Feld, das von unterschiedlichen Produkten, Tätigkeitsprofilen und Kulturen in den Landesteilen gekennzeichnet ist. Einerseits wird sichtbar, dass sich eine relativ grosse Gruppe der Vermittler/-innen noch nicht mit dem Gedanken einer Regulierung in der Branche anfreunden kann, sie befürchtet vor allem einen hohen zeitlichen und administrativen Aufwand. Eine andere Gruppe hingegen, mit ihr mehrheitlich die Generalagenturen, begrüsst die Regulierung als Instrument der Professionalisierung des Berufs, sieht aber klare Verbesserungsmöglichkeiten sowohl hinsichtlich der Abläufe als auch mit Blick auf den angestrebten Nutzen für die Endkunden.
Die heutige Lösung Cicero als regulatorischer Zertifizierungsrahmen und Web-Register basiert auf einer formellen Akkreditierung der Weiterbildungsangebote, die als (Re-)Zertifizierungskurse anerkennungsfähig sind. Da die vorgeschriebene Neutralität der ausführenden Fachstelle eine Relevanzprüfung der Inhalte nur sehr eingeschränkt zulässt, ist der Administrationsaufwand für alle Beteiligten hoch. Gleichzeitig tendiert das System vielerorts zu einer opportunistischen «Jagd nach Punkten».
Mit dem Label Cicero wollte die Branche ursprünglich ein Qualitätssiegel für die Beratung etablieren. Trotz einer aufwendigen Initialkampagne 2015 gelang es jedoch nicht, dieses bei den Kunden zu verankern. Vor allem erfahrene Vermittler/-innen setzen es in der alltäglichen Kundenberatung nur sporadisch ein. Die Verhaltensregeln werden sehr wohl umgesetzt, aber das ursprünglich angestrebte Kommunikationsziel wurde nicht erreicht.
Gleichzeitig äussern die Stakeholder aber, dass Cicero innerhalb der Branche den Kulturwandel hin zu stetiger Weiterbildung deutlich verstärkt habe. Viele der Befragten denken über Effizienzgewinne in der Weiterbildung nach und befürworten einen Wechsel vom heute inputgesteuerten System (Credits für die Teilnahme an Weiterbildungen) zu einem outputgesteuerten Kompetenznachweis (Credits für stufengerechte Leistungsnachweise, bei freier Wahl der Vorbereitung). Damit wird auch der Weg bestätigt, den der VBV mit der Revision des Bildungsabschlusses «Versicherungsvermittler/-in VBV» bereits beschritten hat.
Einig waren sich die Befragten über die zukünftige Gestaltung der Weiterbildungsangebote. Man wünscht sich einen situationsgerechten Mix aus Präsenzanlässen, die geeignet sind, neben Fachthemen auch Verhaltensaspekte 1:1 zu trainieren, (beratungs-)ethische Fragen zu vertiefen und das Alignment der Unternehmenskultur zu unterstützen, sowie Online-Formate für die Aktualisierung und Erweiterung des Fachwissens. Digitale Formate werden den knappen zeitlichen Ressourcen der Vermittler/-innen besser gerecht und erfüllen den Bedarf nach präzisen Wissensinputs und Updates in einem hochdynamischen Geschäftsumfeld nach Einschätzung der Betroffenen schneller, zielgerichteter und kostengünstiger.
An den VBV haben die oben genannten Stakeholder vor allem die Erwartung, dass dieser sich noch stärker als Partner in der professionellen Berufsausübung und der persönlichen Laufbahnentwicklung etabliert, der die Vermittlerinnen und Vermittler, aber auch Agenturen und Gesellschaften, aus einer überbetrieblichen Perspektive berät und begleitet. Mit der aufgegleisten Neuausrichtung der Vermittlerausbildung hat die Branche unter den Rahmenbedingungen des revidierten VAG die Chance, Qualitätsregeln für alle Vermittler/-innen als Standard durchzusetzen, ungebundene Vermittler/-innen in der Berufsentwicklung zu unterstützen und den Primat des Konsumenteninteresses in der Beratung zu verankern.