06. Juni 2023 | Menschen
06. Juni 2023 | Menschen
Vor 100 Tagen hat Dominic Beyeler seine Arbeit als Prüfungsleiter beim VBV aufgenommen. Zuvor war der ausgebildete Pädagoge bereits als Experte für Vermittlerprüfungen tätig, nachdem er vor sechs Jahren vom Schulumfeld in die Versicherungsbranche gewechselt hatte. Als Versicherungsallrounder im Aussendienst bei der Allianz hatte er damals auch neue Mitarbeitende begleitet und teilweise ausgebildet. Wir wollten von ihm wissen, welche Herausforderungen und Veränderungen er in seinem anspruchsvollen Job sieht.
Was hat dich dazu bewogen, von einer Aussendiensttätigkeit zum VBV zu wechseln?
Als Versicherungsberater im Aussendienst ist man das Bindeglied zwischen Versicherungsunternehmen und Kunde. Als Prüfungsleiter muss man den Spagat zwischen den Bundesvorgaben und allen Beteiligten einer Prüfung machen. Somit war ich vorher ein Brückenbauer, jetzt bin ich ein «Gatekeeper».
Auch wenn dies bei erster Betrachtung im Widerspruch zum Dienstleistungskontext steht, so ist und war der Wechsel weniger markant als angenommen.
Wie würdest du die Bedeutung der Prüfungsleitung für den VBV beschreiben? Welche Aufgaben hast du dir vor dem Stellenantritt vorgestellt? Und wie siehst du es jetzt, nach 100 Tagen?
Am einfachsten scheint mir der Vergleich mit einem Schiedsrichter. Wir beide überwachen das Geschehen und sind für die Durchsetzung der Regeln/Vorgaben verantwortlich. Beide müssen bei strittigen Situationen Entscheidungen treffen, wobei das höchste Gut das unparteiische und faire Handeln ist.
Idealerweise fallen der Prüfungsleiter und der Schiedsrichter während ihrer Tätigkeit nicht auf. Auch wenn nicht jeder und jede gewinnen kann und meist bei den «Verlierern» die Emotionen hochgehen können, ist es wichtig, dass die Spielenden bzw. die Kandidatinnen und Kandidaten im Mittelpunkt stehen.
Was sind deiner Meinung nach die grössten Herausforderungen, vor denen die Prüfungen in der heutigen Zeit stehen?
Die Herausforderungen ergeben sich durch die sich überschneidenden Aufgaben der Tätigkeitsgebiete. Prüfungskontexte müssen im Einklang mit den reglementarischen Vorgaben des SBFI stehen. Dabei zeigt uns die Technik manchmal Grenzen auf, an welche wir mit Prüfungstools stossen können. Die Informationstechnologie bringt uns wiederum Neuerungen, beispielsweise die künstliche Intelligenz bei der Erstellung der Prüfungsfragen, welche mich als Prüfungsleiter vor neue didaktische Herausforderungen stellt. Die Aufzählung liesse sich weiter fortführen. Ich für meinen Teil muss Prioritäten setzen, um allen Anspruchsgruppen gerecht zu werden.
Im Hinblick auf die Totalrevision der Ausbildung und Prüfung zum/zur Versicherungsfachmann/-frau wird die grosse Herausforderung die Abkehr von der Wissensprüfung hin zur Überprüfung der Handlungskompetenz sein.
Schliesslich wird das Online-Proctoring, die digitalen Formate der Prüfungsbeaufsichtigung, aufgrund der lokalen Ansprüche der Bedarfsgruppen vermutlich in naher Zukunft zu einem kompletten Überdenken aller Aufgabenbereiche führen.
Wie gehst du mit Unerwartetem um, das sich rund um die Prüfungen ereignen kann?
Ich bleibe sehr ruhig. Meistens sind alle Beteiligten an den Prüfungstagen selber schon etwas nervös. Da bringt ein hektischer oder nervöser Prüfungsleiter niemanden weiter. In ruhigem und abgeklärtem Zustand ist man sowieso effizienter, schneller und lösungsorientierter.
Wie stellst du sicher, dass du stets auf dem neuesten technischen Stand der Prüfungsmethoden bleibst? Und wie sieht es diesbezüglich aus fachlicher Sicht aus?
Es findet ein reger Austausch innerhalb der Geschäftsstelle (Vermittler, Nachwuchsentwicklung) statt. Zudem organisiert das SBFI regelmässig Erfahrungsaustausche mit anderen Trägerschaften.