18. November 2022 | Menschen

Weiterentwicklung Versicherungsvermittler/-in VBV: Weg vom blossen Theoriebüffeln

Chantal Rosenberg - Berufsbildungsverband der Versicherungswirtschaft | VBV

Der VBV und praktisch alle seine Bildungsangebote sind im Umbruch. Chantal Rosenberg, Mitglied des Learning-Solutions-Teams beim VBV, trägt dazu bei, für die Assekuranz die branchenübergreifenden Bildungsgänge und Lernmedien à jour zu halten und weiterzuentwickeln. Als erste grosse Aufgabe verantwortet sie im Projekt Weiterentwicklung Versicherungsvermittler/-in VBV den Inhalt. Lesen Sie, was das genau bedeutet und wo die Herausforderungen dieser anspruchsvollen Arbeit liegen.

Was ist deine Rolle im Projekt Weiterentwicklung Versicherungsvermittler/-in VBV?

Ich versuche, die Brücke zu schlagen zwischen der Praxis und der Fachkompetenz. Dabei hilft mir die jahrelange direkte Erfahrung als Trainerin der Versicherungsvermittler/-innen wie auch mein didaktisch-methodischer Rucksack.

Was ist neu/anders an der künftigen Ausbildung für Versicherungsvermittler/-innen VBV?

Als Basis dient das neu erarbeitete Qualifikationsprofil der Versicherungsvermittler/-innen VBV (siehe Box). Ebenfalls neu ist, dass wir den gesamten Bildungsgang als rein digitales Lernangebot aufbauen. So wird die Grundausbildung nicht nur modern und praxisnah, sondern vor allem extrem flexibel gestaltbar. Die angehenden Versicherungsvermittler/-innen können selbstgesteuert und im höchsten Grad individualisiert genau das herauspicken, was ihren Bedürfnissen entspricht. Und die Organisationen können diesen Bildungsgang als ideale Ergänzung zu ihren internen gesellschaftsspezifischen Trainings in ihre Ausbildungskonzepte integrieren.

Wie werden die Inhalte erarbeitet?

Tatkräftige Fachexpertinnen und -experten aus unserem starken Milizsystem entwickeln und schreiben die Rohtexte. Sie sind perfekte Sparringpartner für die Praxisrelevanz und die fachliche und inhaltliche Richtigkeit. Wir von unserer Seite kümmern uns um den methodisch-didaktischen Aufbau und die Umsetzung.

Was sind die grössten Herausforderungen?

Der VBV und praktisch alle seine Bildungsangebote sind im Umbruch. Alles ist in Bewegung. Das ist einerseits enorm spannend für mich, andererseits aber auch eine riesige Herausforderung. Wenn man an einem Ende eine Veränderung einleitet und eine tolle Idee umsetzen will, löst das oft einen Dominoeffekt auf andere Bereiche aus. Das macht das Ganze höchst agil und teilweise unberechenbar.

Konkret bei der Weiterentwicklung Versicherungsvermittler/-in VBV gibt ja der Gesetzgeber die Rahmenbedingungen vor. Diese sind jedoch noch nicht alle abschliessend geklärt. Diese Unsicherheiten und Abhängigkeiten zu antizipieren und den Gesellschaften dennoch eine sinnvolle Orientierung bezüglich Anforderungen, Einführung, Übergangsfristen etc. zu bieten, ist nicht immer einfach.

Im Juni wurde ein professionelles Video eines Verkaufsgesprächs produziert. Wie wird das in der Ausbildung eingesetzt?  

Ja, genau, das war für mich als Laie sehr interessant und spannend! Uns ist es wichtig, nicht nur zu definieren, was Versicherungsvermittler/-innen können müssen, wir möchten ihnen vielmehr auch praktische Hilfsmittel mitgeben, die sie auf dem Weg dorthin bestmöglich unterstützen. Deshalb haben wir einige Schlüsselstellen aus einem Verkaufsgespräch ausgesucht und professionell verfilmt. Darin zeigen wir exemplarisch auf, wie man unter anderem eine Gesprächsagenda präsentiert oder beim Kunden die Informationspflicht gemäss Art. 45 VAG erfüllt. Angehende Berater/-innen können sich an diesen idealtypischen Beispielen orientieren und mit ihnen trainieren.

Worauf kann ich mich als als angehende Versicherungsvermittlerin bzw. als angehender Versicherungsvermittler besonders freuen?

Es geht weg vom blossen Theoriebüffeln. Neu verknüpfen wir Wissen mit praktischen Anwendungen. Unsere angehenden Versicherungsvermittler/-innen können sich auf eine praxisorientierte Ausbildung freuen, die sich konsequent an ihrem beruflichen Alltag orientiert.

 

Das neue Qualifikationsprofilprofil für Versicherungsvermittler/-innen

Es wurde mit vielen Fachleuten aus der Branche über mehrere Jahre ausgearbeitet und verfeinert. Es orientiert sich stark am Verkaufsprozess und am effektiven Berufsalltag unserer Berater/-innen. Im Zentrum steht dabei die Frage, was Versicherungsvermittler/-innen effektiv in ihrem Berufsalltag machen und welche berufstypischen Situationen sie tagtäglich meistern müssen. Der Fokus liegt dabei klar auf praxisnahen Situationen. So sollen sich auch der Weg dorthin – sprich die Ausbildung – wie auch die künftige Prüfung nach diesen Situationen ausrichten und handlungskompetenzorientiert sein.

Wird das zum Beispiel auf den Strassenverkehr übertragen, bedeutet dies, dass man für die Zulassung zur Vermittlertätigkeit ein Auto fahren können muss. Das ist die Grundanforderung. Dazu muss man Gas geben können, bremsen, schalten, abbiegen etc. Das sind die Handlungskompetenzen. Damit diese Handlungskompetenzen trainiert werden können, haben wir berufstypische Handlungsfelder definiert, wie zum Beispiel «Haushalt» oder «Pensionierung». Diese bestimmen, in welchen Situationen ein Vermittler im Berufsalltag typischerweise kompetent beraten muss. Beim Autobeispiel bedeutet das, dass man im Stadtverkehr, auf Autobahnen und auf Bergstrassen etc. sicher fahren können. Diese Verbindung von Handlungskompetenzen und berufstypischen Situationen bildet die Grundidee der künftigen Vermittlerausbildung und -prüfung, die schliesslich so praxisnah wie nur möglich sein soll.