14. Juni 2024 | Menschen
14. Juni 2024 | Menschen
Barbara Agoba ist «aus Zufall» zur Versicherungsbranche gekommen. Die heutige Leiterin Human Resources bei der Mobiliar hat vor 22 Jahren während des Studiums hier als Aushilfe gearbeitet. In der Zeit hat sie realisiert, wie emotional das Versicherungsgeschäft ist – es geht um Menschen, die Versicherungen übernehmen Risiken, damit die Gesellschaft funktionieren kann. Das und die enorme Vielfalt der Assekuranz – unter dem Dach der Mobiliar gibt es mehr als 100 verschiedene Berufe – haben sie fasziniert. Und sie blieb. Mit uns hat sie über Mitarbeiterbindung und die Auswirkungen der Vermittlerregulierung und des Projekts KV23 gesprochen.
Wie stellen Sie sicher, dass Sie die besten Bewerberinnen und Bewerber einstellen und halten können?
Wenn wir als Arbeitgeberin attraktive Bedingungen schaffen und ein Arbeitsumfeld bieten, in dem sich die Mitarbeitenden wohl fühlen, dann bleiben sie auch gern bei der Mobiliar. Es sind unsere Mitarbeitenden, die die Mobiliar nach aussen repräsentieren. Sie tragen dazu bei, auch Aussenstehende auf die Mobiliar als Arbeitgeberin aufmerksam zu machen.
Welche Rolle spielt die Weiterbildung für die Mitarbeiterbindung und -entwicklung in Ihrem Unternehmen?
Eine enorm grosse. Wir haben seit letztem Jahr eine neue Organisation, die der Retention mehr Gewicht gibt. Ein Ziel davon ist, möglichst viel Nachwuchs im Haus zu fördern und für künftige Anforderungen des Arbeitsmarktes zu befähigen. Das tun wir einerseits anhand interner Weiterbildungsangebote. Andererseits unterstützen wir externe Ausbildungen.
Mir ist das Potenzial einer Person wichtiger, als dass sie exakt dem Stellenprofil entspricht. Wir möchten Menschen für uns gewinnen, die sich noch weiterentwickeln können und wollen. Ganz im Sinn des lebenslangen Lernens. Deshalb sind wir bestrebt, freie Stellen mit internen Stellenwechseln zu besetzen. So bieten wir unseren Mitarbeitenden neue Perspektiven.
Seit dem 1. August läuft das Projekt KV23. Konnten Sie erste Erfahrungen sammeln?
Jede Reform bringt Veränderungen, an die sich Ausbildungsbetriebe, Lernende und Verband gewöhnen müssen. Hier ist es etwa das Tempo der überbetrieblichen Kurse. Dieses ist zu hoch; der gesamte Stoff, der früher im ersten Jahr behandelt wurde, wird jetzt in weniger als zwei Monaten wiederholt. Die Ausbildung nimmt für die Ausbildenden grundsätzlich mehr Zeit in Anspruch als bisher. Die Praxisbildner am Direktionsstandort in Bern und die Generalagenturen in der Region Bern empfinden den zeitlichen Aufwand für Praxisaufträge und Semesterqualifikation als sehr viel höher als vorher. Ebenso für die Vor- und Nachbereitung der überbetrieblichen Kurse (üK). Das heisst auch, dass die Lernenden weniger Zeit für die Ausbildung «on the job» haben. Hinzu kommt, dass zwischen Schulen und Kantonen viele Unterschiede herrschen, was eine einheitliche Umsetzung in der Mobiliar schweizweit schwieriger macht.
Ich begrüsse aber den Fokus auf mehr Eigenverantwortung. Die Lernenden müssen im Rahmen der betrieblichen Nachweise (Praxisaufträge) und allgemein mehr reflektieren und daraus eigene Erkenntnisse ableiten. Das finde ich sinnvoll. Zudem schätzen wir, dass die neuen Tools im Time2Learn relativ einfach und intuitiv sind.
Schade ist, dass wir noch keinen Zugriff auf die neue üK-Plattform (myVBV) haben. Wir freuen uns darauf, damit wir unsere Lernenden in diesem Teil ihrer Ausbildung besser begleiten können.
Wie packt die Mobiliar die Herausforderungen der Vermittlerregulierung an?
Wir beschäftigen uns schon seit längerer Zeit mit den Auswirkungen der Teilrevision des Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG) auf unsere interne Ausbildung. Eine Herausforderung ist, dass viele wichtige Details noch nicht geregelt sind, weil der FINMA-Verwaltungsrat die Mindeststandards wohl erst im Sommer verabschiedet. Beispielsweise wissen wir noch nicht mit Sicherheit, wie und was im Detail bei der Vermittlerprüfung ab Mitte 2025 geprüft wird. Gleichzeitig müssen wir mit den vorbereitenden Ausbildungssequenzen bereits jetzt starten.
Die neue Aufsichtsverordnung führt dazu, dass neben Versicherungs- und Vorsorgeberaterinnen und -beratern künftig auch grosse Teile des Innendienstes die Vermittlerprüfung absolvieren. Das sind bei uns mehrere 100 zusätzliche Personen, welche bis Ende 2025 auf die Prüfung vorbereitet werden müssen. In jedem Fall bindet dies erhebliche zeitliche und finanzielle Ressourcen. Ich sehe darin aber auch eine grosse Chance. So können wir etwa Kompetenzen für eine ganzheitliche Kundenbetreuung noch breiter festigen.
Wie messen Sie den Erfolg und die Effektivität von Weiterbildungsinitiativen bei der Mobiliar?
Das zeigt sich in meinen Augen einerseits am Unternehmenserfolg. Ein Unternehmen kann nur so erfolgreich sein wie die Menschen, die sich dafür einsetzen. Wenn sich Arbeitnehmende persönlich weiterentwickeln können, sind sie motivierter. Wir sind in den letzten Jahren immer über dem Markt gewachsen. Das spricht für das Engagement unserer Mitarbeitenden.
Ein weiterer Indikator ist die Abschlussquote interner und externer Weiterbildungen. Bei der letzten Durchführung der Vermittlerprüfungen VBV lag diese bei unseren Mitarbeitenden mit immer über 90 Prozent deutlich über der durchschnittlichen Abschlussquote aller Teilnehmenden von etwas mehr als 60 Prozent.
Wie bewerten Sie den Einfluss von Weiterbildungsmassnahmen auf die Karriereentwicklung und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden?
Die Chance auf persönliche Weiterentwicklung ist sinnstiftend und damit eine wichtige Anforderung auf dem Arbeitsmarkt. Wir fördern Mitarbeitende und bringen ihnen damit Vertrauen und Wertschätzung entgegen. Dies wiederum steigert ihre Zufriedenheit.